Ralf Prößdorf
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Post #9 of 10

Hallo Martin, das ist ja mal eine ganz neue und wie ich finde lustige und sehr schöne Art seine Lauferlebnisse zu erzählen. Meine Respekt vor Deiner Leistung und auch den vielen anderen die neben Dir in Zug am Start waren. WINGS FOR LIFE ist ein erstrebenswertes Ziel. Weiterhin viel Spass und meine respektvollen Grüße an die HOKA CLIFTON BROS. :-)

Viele Grüße
Ralf

 

Martin Hess
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Total Running 14'661 km
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Post #4 of 55

Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Hoka Clifton der Fünfte. Ich bin rot und habe einen Zwillingsbruder, welcher in diesem Bericht ebenfalls eine gewichtige Rolle spielt.. Nicht ganz so gewichtig wie meine, denn ich umfasse den rechten Fuss von Martin, während mein Bruder seine Arbeit links verrichtet.

Als guter Zuhörer habe ich vernommen, dass der Martin schon länger die Wings for Life Geschichte verfolgt – nicht zuletzt auch wegen Florian Neuenschwander, dessen Läuferleben er etwas verfolgt. Dieser hat scheinbar immer ein riesiges Team beisammen und ist immer ganz vorne an der Spitze mit dabei. Teilnehmen konnte Martin aber bisher nicht. Entweder war er in den Ferien oder aber durch eine schmerzende Achillessehne ausser Gefecht gesetzt. Letzteres ist wohl auch der Grund, dass ich mich mit einer Einlegesohle anfreunden musste.

So stiegen wir also am frühen Sonntag in die Bahn, um nach Zug zu fahren. Es war ungewöhnlich kalt und regnerisch; mein Bruder und ich schafften es aber, trocken zu bleiben. Einmal in Zug angekommen, gingen wir dann zum Startgelände, welches nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt liegt. Angesichts der bereits da wartenden Menschenmasse war die Anreise per Bahn sicher eine clevere Entscheidung.

Nachdem Martin seine Startnummer erhalten hatte, begann das Warten. Ich hörte, dass die Warterei an den Zeitvorgaben der Organisatoren läge, welche vorgaben, dass die Startnummer bis 11 Uhr abgeholt werden müsste. Da der Start aber erst um 13:30 Uhr war, sassen wir also in der Halle. Ich machte Bekanntschaft mit einigen Kollegen – Asics, Nike und wie sie alle heissen.

Um 13:10 Uhr brachen wir dann auf in Richtung Startblock. Es regnete und war kalt, doch wir schafften es, die grössten Pfützen zu umgehen. Nun begann Martin zu hüpfen und herumzutraben – Ersteres mögen wir nicht so, dafür war das Traben sehr gemütlich. Mein Bruder (der Linke, remember?) meinte dann zu mir, dass der Martin wohl etwas nervös sei, da dies sein erster Langstreckenwettkampf seit Frühling 2017 sei. Weshalb genau wusste er aber auch nicht, da wir erst seit März mit ihm unterwegs sind. In der Laufschuh-Schule wurde uns beigebracht, dass es bei Wettkämpfen eigentlich immer ein Ziel gebe, welches der Mensch zu erreichen versucht. Von einem Ziel hat er aber nie etwas gesagt, vielleicht auch deshalb, da bei diesem Lauf die Ziellinie nicht fix war. Das Ziel ist beim Wings for Life Run nämlich dann erreicht, wenn einem das Catcher Car einholt. Das Einzige, was wir mal gehört haben, war die Ankündigung seiner Partnerin, die Spende zu verdoppeln, wenn er 25km schafft. Ob dies das Ziel für heute ist?

Langsam aber sicher wurde es immer enger in unserem Block. Und dann wurde geschriehen und kurz darauf krachte es laut. Dies musste der Startschuss gewesen sein, denn kurz darauf ging es los. Wir starteten durch die Innenstadt, versuchen weiterhin den Pfützen auszuweichen und rannten mit ca. 5min/km los. Leider hatte es – wie immer, wie ich hörte – wieder viele Menschen, welche vom komplett falschen Startblock losrannten und die wir nun überholen mussten. Es kam also wie es kommen musste – nach einer kurzen Strecke wurde ich nass und gleiches passierte auch meinem Bruder etwas später.

Nach 5 Kilometer kamen wir dann aus der Stadt hinaus. Es regnete immer noch, und der Mensch zog die Handschuhe an, da es immer kälter wurde. Wenig später wurde dann aus dem Regen Schnee, und etwas später hat es sogar noch zu hageln begonnen. So liefen wir also in einer kleinen Gruppe über Felder, durch Pfützen (welchen der Mensch nun keine Beachtung mehr schenkte) und allerlei Untergrund, meisten aber Asphalt. Etwa alle 5 Kilometer standen Tische auf der rechten Seite, von welchen die Läufer Getränke, Bananen, Gels und Riegel nehmen konnten. Hier möchten wir Laufschuhe die Menschen wieder einmal darauf aufmerksam machen, dass es unter uns Konsens ist, dass die Menschen den Abfall doch am Rande der Strasse deponieren und nicht einfach fallen lassen sollen. Stellen Sie sich mal vor, wie es für uns ist, durch den Gel-Matsch geprügelt zu werden! Ausserdem ist es so auch für die Helfer viel einfacher, den Abfall hernach wieder einzusammeln.

Niemand weiss, weshalb Martin auf einmal „Guzzi“ gab, um zu einer grösseren Gruppe aufzuschliessen. Es waren zwei Menschen, welche je eine Flagge mit der Aufschrift „30km“ trugen. Nun ja, mit dieser Gruppe waren wir dann eine schöne Zeit lang unterwegs; leider wurde die Gruppe mit jedem zurückgelegten Kilometer kleiner. Das Wetter und die Landschaft sorgen für Abwechslung, das Eine im positiven, das Andere im eher negativen Sinne. Mein Bruder frage mich dann, ob sich der Mensch vielleicht nicht überschätzte, denn inzwischen waren wir mit einer Geschwindigkeit von 4:45 pro Kilometer unterwegs und dies schon seit knapp 20km. Die grosse Erleichterung kam dann, als wir an einer Tafel mit der Aufschrift 25km vorbeikamen. Das war in einer sehr ländlichen Umgebung, es waren auch nicht viele Menschen da, um uns Laufschuhe bei der Arbeit zuzusehen. Ja nu.

Langsam, aber sicher wurde die Umgebung wieder bebauter. Die zwei Flaggenträger verabschiedeten sich, als wir eine 30km Tafel sahen. Nun legte Martin alle Kohlen, die er noch hatte, ins Feuer (das merken wir Schuhe jeweils am gesteigerten Schweissfluss – nicht grad angenehm, kann ich euch sagen) und rannte, so schnell er konnte, weiter in Richtung des Sees. Er blickte immer mal wieder zurück, und als wir schon am See entlang rannten, fuhren zuerst einige Motorradfahrer und danach mehrere Autos an uns vorbei. Eines davon muss dieses Catcher Car gewesen sein, denn Martin schrie etwas rum und hörte danach auf zu rennen. Aus einem der letzten Autos wurde ihm dann eine Rettungsdecke gereicht, sodass er nicht zu kalt bekam. Wieso denkt eigentlich niemand an und Schuhe????

Mein Bruder sagte mir später, dass wir in 2 Stunden und 35 Minuten 32,8km weit gerannt waren.

Nach kurzer Zeit – inzwischen hat sich sogar die Sonne ganz kurz gezeigt – waren wir dann wieder beim Start angelangt. Da haben sich alle nochmals verpflegen können. Aufgrund des Wetters gingen wir dann aber relativ schnell wieder zum Bahnhof, um nach Hause fahren zu können.

Er war immer noch etwas aufgeregt und stolz und erzählte von all dem, was wir Euch hier erzählen. Doch niemand dachte an meinen Bruder und mich – schliesslich waren wir es, welche die ganze Arbeit gemacht haben. Wenigstens wurden wir im Laufe der Nacht dann wieder trocken und auch wir hatten einige coole Geschichten zu erzählen im Schuhschrank!