Sönke Butz
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Post #12 of 12

Servus Gerard,

ja, das Aufwärmen ist so eine Sache, da man ja schon einige Zeit vor dem Start im Startblock sein muss. Ich habe mich nach der Kleiderabgabe auf dem Weg zum Startblock (immerhin 800 m) für rund 10 min warm gelaufen, etwas gedehnt und dann im Startblock noch etwas auf der Stelle getreten. Zum Glück war es nicht ganz so eng, sodass man sich noch etwas bewegen konnte. So richtig warm wurde mir dann auch erst nach ein paar km.

Sam Roth
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Post #59 of 71

Hallo Sönke

Wunderbarer Bericht - vielen Dank dafür! Liest sich gut und ist sehr spannend. Und natürlich herzliche Gratulation zur erfolgreichen Premiere! Meine ist auch noch nicht allzu lange her und ich erinnere mich sehr, sehr gerne daran. Es ist ein Erlebnis, dass du so nie mehr haben wirst - dir aber natürlich auch niemand mehr nehmen kann. Einen Marathon zu laufen ist das Grösste und wie es scheint, hattest du ein wirklich tolles Debut!

Und gleich beim ersten Marathon einen Negativsplit zu laufen schaffen nur die allerwenigsten - das ist dann die höchste Kunst des Marathonlaufens. Die allermeisten schaffen es gar nie, von daher... Gut gemacht!

Paris werde ich sicher auch einmal laufen. Erfreulich zu lesen, dass es da nicht so ein Trara gibt mit der Anmeldung, trotz der Grösse. Und von hier in der Deutschschweiz ja auch ganz easy mit dem TGV zu erreichen.

Nochmals Danke für den tollen Bericht!

Liebe Grüsse
Sam

Gerard Faramelli
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Post #25 of 25

Danke für den tollen Bericht.

Hast du dich noch aufgewärmt vor den 42 km? Ich find das Einreihen in den Startblock immer so stressig, dass ich das fast immer nur sehr spärlich mache.

Stefan Müller
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Post #8 of 10

Auch von mir vielen Dank für diesen Gänsehaut Bericht. Paris war nie so in meinem Gedächtnis  Aber jetzt schon sehr. Durch Arne Gabius und deinen sehr detaillierte Darstellung. Auch dass Paris gerade dur h den Terror sehr viel für die Sicherheit macht. 

Gruß Stefan

Regina Kreyenbühl
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Post #6 of 11

Dieser Bericht liest sich FANTASTISCH, vielen Dank dafür!!! Und herzlichen Glückwunsch zu deiner Wahnsinnsleistung!!! Dann wünsche ich dir viel Spass beim Planen der nächsten Saison ;-) Nach dem Marathon ist vor dem Marathon ;-) Ich war vor etwas mehr als einer Woche in Hamburg - mein dritter Marathon, der erste „seit den Kindern“ ;-). Mein allererster Marathon bin ich ebenfalls in Hamburg gelaufen. Kann ich also wärmstens empfehlen, es war einfach der Wahnsinn! 

Hansruedi Nyffenegger
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Post #179 of 399

Hey Sönke

Super spannender und umfangreicher Bericht, hat Paris gerade ein paar Stufen nach oben gespült in meiner Wunschliste. Gibt richtig Gänsehaut deine Schilderung,, vor allem die Frau im Rollstuhl... Für solche Erlebnisse und Begegnungen laufen wir und fast so schön ist es, diese dann hier im Forum zu lesen. Toll, vielen Dank - und auf die nächsten paar Marathons. Jetzt weisst du ja wie es geht! Wie es der gute Emil Zatopek gesagt hat: "Hier ist der Start, dort ist das Ziel, dazwischen musst du bloss laufen".

Gute Erholung!
 
HR

Matthias Ellerbeck
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Post #65 of 83

Hallo Sönke,

ein sehr schöner und sehr ausführlicher Bericht, danke dafür!

Ich habe Reykjavik und Helsinki auf dem Zettel für "später". Beide sind allerdings im August, was die Planung unter Umständen schwierig macht.

Sportliche Grüße

Matthias

Sönke Butz
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Post #10 of 12

Teil 2 - offenbar gibt es im Forum keinen Platz für "Romane" :-)   Teil 1 ist weiter unten

Vorbereitung
Mit dem Trainingsplan ging es dann ab Dezember auch schon in die Marathon-Vorbereitung. Die langen Läufe wurden etwas schneller und auch länger. Der erste lange Lauf über 23 km war schon anstrengend und die weiteren wurden noch länger bis 32 km – dazu noch Endbeschleunigung die letzten 4 km mit der angestrebten Marathongeschwindigkeit. Mit jedem weiteren langen Lauf wurde es aber besser. Die Zuversicht, „die Distanz zu schaffen“ wuchs an. Auch die Mitteltempoeinheiten im Marathontempo steigerten sich bis auf zuletzt 17 km – hat sich ganz locker angefühlt. Vorbereitungskämpfe sollten ja auch noch kommen. Ein HM etwa ein Monat und ein 10 km – Lauf zwei Wochen vor dem Marathon. Erkältungsbedingt habe ich den HM gestrichen – das wäre nichts gewesen. Eine Woche Laufpause 6 Wochen vor Tag X und eine Woche mit Reha-Einheiten 5 Wochen vor Tag X waren angesagt. Den 10 km-Lauf lief ich in der vorgegebenen Zeit mit 46:52. War schon sehr anstrengend -aber so muss es als Formtest wohl auch sein. Running.COACH (RC) hat mir dann als Marathon-Zielzeit 3:38 errechnet. Das ist schon schnell – schaffe ich das? Ich hatte ja vom „Mann mit dem Hammer“ ab km 30 gehört. Ich wollte unbedingt durchkommen. Im Buch von Herbert Steffny fand ich die Umrechnungstabelle mit den hochgerechneten Marathon-Zielzeiten auf Basis von 10 km oder einem HM. Faktor 4,66 für 10 km – so rechnet auch RC. Steffny empfiehlt beim Marathon-Debüt allerdings einen Faktor von 4,9 auf Basis von 10 km. Das wäre bei mir eine Zeit von 3:49. Noch unter 4 Stunden – das war mein unbedingtes Ziel! Ich wollte „auf Nummer Sicher“ gehen und entschied mich für eine Zielzeit von 3:45. Mit dieser Pace wollte ich die erste Hälfte des Rennens starten und dann auf der zweiten Hälfte schauen, was geht und ggf. etwas schneller für eine bessere Zeit laufen. So wird es ja auch von RC empfohlen. Verpflegungsmäßig versorge ich mich auf den langen Einheiten und auf Wettkämpfen mit Gels von Dextro – die sind flüssiger als andere Gels, sodass man kein Wasser mehr nachtrinken muss. Der Schraubverschluss ist auch einfacher zu öffnen. Alle 10 km ein Gel war mein Plan.

Medizinisches Attest
Die Vorlage eines max. 6 Monate alten ärztlichen Attestes ist für den Paris Marathon zwingend erforderlich. Das Attest kann vorab über das Anmeldeportal hochgeladen werden oder muss spätestens bei Abholung der Unterlagen vor Ort vorgelegt werden. Ohne Attest keine Startnummerausgabe – also diesen Punkt unbedingt beachten!
Im Januar 2019 also Termin bei meinem Sportarzt für die Untersuchung mit Laktattest. Gesund – der Doc meinte, eine Pace von 5:18 wäre optimal. „Vielleicht auch etwas schneller, wenn Sie bis dahin gut im Training sind. ABER eigentlich sind Sie mit Ihrem Körperbau (kurze, muskulöse Beine mit dicken ausgeprägten Waden und Oberschenkel) kein Marathon-Typ. Machen Sie eher kürzere Distanzen – da werden Sie vergleichsweise besser abschneiden.“ Egal – ich bin gesund und habe Spaß am Laufen, also weiter zum Marathon!

Anreise
Die Fahrt mit der Bahn war wie erwartet sehr angenehm. Zwischendurch immer ein Reinhorchen in den Körper: bin ich noch gesund? Kommt jetzt eine Erkältung? Neben mir im Zug saß noch ein Engländer, der vom Skiurlaub von Innsbruck nach London über Paris nach Hause gefahren ist. Marathonläufer mit Bestzeit 3:01 – ich konnte noch letzte Tipps einsammeln. Um 14:05 Uhr in Paris angekommen ging es erst einmal zur Wohnung.

Marathon-Messe / Abholung der Startunterlagen
Mit der Metro ab zum Messegelände, wo die Marathonmesse stattfand. Vor dem Eingang war erst einmal eine riesen Schlange. Jeder Besucher musste einzeln durch eine Sicherheitskontrolle, dort erst einmal vorbei ging es dann zügig zur Ausgabe der Unterlagen. Die Startnummer heißt übrigens „BIB“; der Name kommt aus dem Englischen und steht für „Lätzchen / Leibchen“. Lange musste ich bei der Ausgabe der Unterlagen nicht anstehen, da es viele, nach den Nummern sortierte Ausgabestellen gab. Auch mit Englisch kam ich gang gut zurecht. Die Startnummer hatte noch eine Besonderheit für Marathon-Debütanten: auf der linken Seite waren diverse Eiffeltürme in gold aufgedruckt als besonderes Erkennungszeichen. Unter der Nummer war mein Vorname mit DEU für Deutschland aufgedruckt. Auf der rechten Seite die angestrebte Zielzeit 3:45 zur Einteilung in den Startblock. Ein kleines grünes Bändchen wurde ausgehändigt und sollte unbedingt am Handgelenk getragen werden. Warum sollte ich später noch feststellen. Anschließend gab es einen kleinen Rucksack mit dem Logo des Marathons. Ein Erkennungszeichen der Läufer für die nächsten Tage in Paris. Jedoch definitiv zu klein für die Abgabe eines „Kleidersackes“. Gut, dass ich mein Notebook-Rucksack dabeihatte – dieser wurde dann für die Abgabe der Kleider am Ziel umfunktioniert. An einer Wand waren in kleinen Buchstaben die Namen aller Läufer mit ihrem Namen aufgedruckt. Klar – ich suchte auch meinen Namen – einer unter 50.000. Um dann die Messe wieder zu verlassen, musste man die diversen Stände der Aussteller passieren. Es gab keine Abkürzung …
Zurück zu meiner Familie und zum Italiener um die Ecke. Nudeln!

Tag X – Marathon de Paris am 14.04.2019
6:00 Uhr aufstehen und Duschen zum Wach werden. Die Nacht habe ich ganz gut geschlafen. Die Nervosität war greifbar, aber trotzdem keine „Magenentleerung“ nach dem Aufstehen. Als Kleidung hatte ich mir zusätzlich zu den kurzen Hosen und Kompressionssocken noch ein Kompressionsunterhemd als zweite Schicht unter dem T-Shirt sowie Armlinge zurechtgelegt. Es sollte morgens noch kalt sein und auch mittags nicht wärmer als 10 Grad. Isodrink angerührt und dann vom Bäcker noch ein Brioche geholt und auf geht’s in die Metro. Um 7:00 Uhr scheint die Morgensonne aus einem blauen Himmel bei ca. 3 Grad. Schnellt trifft man auf andere Läufer. Die „Dichte“ nimmt immer mehr zu, je näher man zum Startpunkt kommt. Einige schon in kurzen Hosen und T-Shirt „lauffertig“ und frierend …. Die meisten jedoch noch mit einer entsprechend Warmhalteschicht. Die Kleider können am Ziel in der Avenue Foch rund 500 m vom Start auf der Champs-Élysée abgegeben werden. Der Zugang von der nahe gelegenen Metrostation wird immer voller. Kurz vor dem Zugang zum Startbereich eine riesen Menschentraube. Warum geht es denn dort nicht weiter? In 45 min sollte ich an meinem Startblock sein! Es gab wieder eine Sicherheitskontrolle beim Zugang. Hier war nun unbedingt das grüne Armbändchen zusammen mit der Startnummer zu zeigen, um sich als Läufer auszuweisen. An das Bändchen hatte ich gedacht und war nach 10 min Wartezeit dann im abgesperrten Sportlerbereich– dort wieder sehr gut organisiert die Kleiderabgabe links und rechts auf 300 m nach den Startnummern sortiert. Rucksack abgegeben und dann weiter am Triumphbogen vorbei auf die Champs-Élysée zum Start. Auch hier erneut eine Sicherheitskontrolle beim Zugang zum Startblock. Superstimmung mit lauter Musik und strahlend blauem Himmel. Ich hatte noch ein altes Hemd sowie eine alte Stickjacke übergezogen, um mich bis zum Start noch etwas warm zu halten. Die Textilien sollten vom Veranstalter recycelt werden – Plastikgewände waren ausdrücklich unerwünscht. Ausreichend Dixi-Klos und für Männer runde Pissoirs sorgten für Erleichterung. Die Klos waren auch auf der Rennstrecke im Abstand von etwa 5 km aufgestellt. Sägespäne anstatt Wasser – stinkt nicht so. Auch prima organisiert. Der „offizielle Start“ mit den Eliteläufern war um 8:10 Uhr. Den eigentlichen Startschuss hatte ich nicht mitbekommen. Für meinen Block „Zielzeit 3:45“ war der Start für 9:05 Uhr vorgesehen. Gegen 8:55 Uhr kam Unruhe in meinen Block und wir bewegten uns langsam in Richtung Startlinie. Es wurde immer schneller und ich konnte dann schon um 9:00 Uhr die Linie für meinen ersten Marathon überschreiten!
Wow – jetzt bin ich auf der Strecke meines ersten Marathons! Super Stimmung, anfeuerndes Publikum und Megawetter: blauer Himmel, Sonnenschein bei mittlerweile 7 Grad. Gänsehaut. Ich kam gleich in mein gewünschtes Tempo von 5:10 bis 5:20, da die Champs-Élysée sehr breit ist und auch die folgenden Straßen sehr weitläufig sind. Das ansonsten gewohnte Gedränge auf den ersten beiden Kilometern blieb völlig aus.
Die ersten Kilometer fühle ich mich wie von Flügeln getragen. Nur mit kalten Händen. Es dauerte etwa bis km 6, bis ich auch meine Handschuhe nicht mehr vermisste. Vorbei an Sehenswürdigkeiten wie den Place de la Concorde mit dem ägyptischen Obelisken, ein Schlenker um die Oper und dann ab km 11 in den Park „Bois de Vincennes“. Nun wird es am Straßenrand etwas ruhiger. Vor dem Schloss Vincennes bei km 13 dann wieder viele Zuschauer und das erste Treffen mit meiner Familie: persönliche Anfeuerungsrufe, Plakat „(un)möglich -> MÖGLICH!“ Armlinge abstreifen und übergeben – nun war ich warmgelaufen – Bussi und weiter geht’s.
Musikbands über die Strecke verteilt mit Stilen von Rock, Elektro und Percussion sorgten stets für Gänsehaut und motivierten ungemein.
Verpflegungsstationen gab es etwa alle 5 km: Wasser in 0,2 Liter-Plastikflaschen, die man ausgetrunken tunlichst in die bis 400 m nach der Station aufgestellten Boxen werfen sollte. Das Thema Sauberkeit und Müllvermeidung wurde ernst genommen und es lagen kaum leere Flaschen auf dem Boden. Das Trinken aus den kleinen Flaschen ist wesentlich einfacher als aus den sonst gewohnten Bechern. Dazu gab es noch Bananen, Zuckerstücke (!) und süßes Zimt-Brod.
Zwischendurch gab es auch immer wieder einen Stand von der Feuerwehr: kleine Dusche oder einfach nur auf einem Tisch aufgereihte große Wasserschüsseln. Gut zum Händewaschen oder später einer kleineren Gesichtsdusche.
Auf dem Weg überholte ich einen Mann, der einen Rollstuhl geschoben hat. Bei diversen Rennen habe ich schon oft Väter gesehen, die ihre behinderten Kinder mit auf das Rennen genommen haben. Hier saß auf dem Rollstuhl eine querschnittsgelähmte Frau – vielleicht die Ehefrau des Läufers. Sie machte einen dermaßen glücklichen Eindruck – das Lächeln reichte von einem Ohr zum anderen, sodass mir die Tränen kamen. Auch das gehört dazu: Laufen für andere!
Weiter ging es dann aus dem Park heraus durch Wohnviertel. Wieder super Stimmung! Die Halbmarathonmarke überquerte ich bei 1:52, etwa 30 Sekunden schneller als vorgenommen. Nun würde der Marathon erst wirklich anfangen – so hörte ich es immer von anderen Läufern. Und bislang war für mich ab dieser km-Marke ja auch Schluss. Ich fühlte mich noch ganz gut. Ob ich die zweite Hälfte aber nun noch schneller laufen könnte? Mal sehen. Am Ufer der Seine entlang ging es nun von km 23 bis 33 teilweise immer die Rampen rauf und runter und durch Tunnels. Nun ist auch zum ersten Mal der Eiffelturm vor Augen – ich laufe in Paris! Vorbei an Notre-Dame einen Tag vor dem Brand und noch mit der Spitze auf dem Dach, Mousée d´Orsay und dann schließlich der Eiffelturm. Immer mehr Zuschauer. Viele kleine Kinderhände, die abgeklatscht werden wollten. Ständig Anfeuerungsrufe „Allez“, „allez allez“ oder „courage!“
So ab km 30 spürte ich dann, dass meine Beine irgendwie etwas schwerer werden. Das „noch schneller Laufen“ in der zweiten Hälfte hatte ich mir doch vorgenommen! Alle 10 km ein Gel und dann läuft es schon! Eine Scheibe Zimtbrod am Verpflegungsstand fühlte sich ganz gut an und die beiden Flaschen meines Isodrinks wurden zusehends geleert. Der Brustgurt löste sich plötzlich – kurz anhalten, verschnaufen, Hemd hoch und weiter geht´s. 30 Sekunden verloren – was soll´s. Bei km 35 dann erneutes Treffen mit meiner Familie. Motivation mit großem Plakat „Hör nicht auf, wenn es wehtut! Hör auf, wenn Du fertig bis!“. Eine Dose Red Bull sollte mir dann für den Endspurt nochmals Flügel verleihen. Leider ist aus dem Spurt nichts mehr geworden. Das Laufen viel mir zusehends schwerer und ich kam auf eine Pace von nur noch 5:30 bis 5:50. Die letzten km durch den Park „Bois de Boulogne“: am Rand schon einige Läufer mit Krämpfen oder anderen Ausdauerproblemen. Einen „Mann mit dem Hammer“ habe ich jedoch nicht gesehen. Ich konnte weiter durchlaufen, wenn auch etwas langsamer.
Ab km 40 probierte ich noch einmal, das Tempo zu erhöhen. Mehr als 5:40 waren nicht mehr drin. Die letzten 500 m dann tatsächlich in 5:11. Es muss an meiner Familie gelegen haben, die mich nochmals anfeuerte! Und dann war ich im Ziel mit 3:49. Elf Minuten über der RC-Vorgabe, 4 Minuten über meiner anfänglichen Zielpace. Trotzdem ich war glücklich. Den ersten Marathon gefinishet! Und tatsächlich eine Punktlandung nach der „Debütformel“. Mein Puls lag im Zieleinlauf mit 184 auch fast auf Maximalebene (185) – da wäre wohl nicht viel mehr drin gewesen.
Im Ziel dann die goldene Medaille, das rote Finisher-Shirt und Verpflegung mit Wasser, Obst und wieder einer Scheibe Zimtbrod. Ein alkoholfreies Weißbier hätte ich jetzt gern getrunken. Gab es nicht – musste warten.
Fazit: der erste Marathon in Paris war ein Top-Ereignis! Paris ist eine klasse Stadt! Im April sehr angenehme Temperaturen – auch für ein anschließendes Sightseeing. Die Franzosen sind sehr entspannte Menschen. Ich habe auf der gesamten Stecke nicht einen Grantler getroffen, der sich über zu langsame oder zu schnelle Läufer aufgeregt hat oder sich achtlos durchdrängelte. Mit 49.000 Teilnehmern gehört Paris zu den größten Veranstaltungen weltweit. Auch fünf Monate vor dem Termin sind noch problemlos Startplätze zu buchen. Auch an die Begleiter ist gedacht: es gibt einen speziellen Stadtplan mit der „Ligne 42km“: für jedem Marathon-km ist die passende Metrostation aufgeführt.
Trauriges Erlebnis am Folgetag, Montag, 15.04.2019: Sightseeing durch Paris war angesagt. Wieder strahlend blauer Himmel mit Sonnenschein. Eine Stadtführung mit dem Fahrrad kam mir als „Alternativfortbewegung“ sehr entgegen – nur zu empfehlen! Abends gemütliches Abendessen auf einem Seine-Boot. So waren wir unmittelbare Zeugen des Notre-Dame-Brandes. Ganz Paris war fassungslos.
Nun geht es an die Analyse und Vorbereitung auf den nächsten Marathon in 2020. Was kann ich beim nächsten Mal besser machen? Ich habe „positiv“ Blut geleckt! Reykjavik / Island Marathon wäre vielleicht ein Ziel für 2020 …
Tipps willkommen!

Sönke Butz
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Post #9 of 12

Laufbericht – Marathon de Paris 14.04.2019

Mein erster Marathon! Paris!

Vorgeschichte – Meine Laufkarriere
Mit der Teilnahme an einer Marathon-Staffel in 2009 bei „München-Marathon“ (10 km -Teilabschnittes) wurde ich vom Lauffieber angesteckt. Damals galt die 10 km-Distanz noch als Herausforderung „überhaupt zu schaffen“, was ich immerhin mit einer Zeit von 51:50 auch ganz gut gemeistert hatte. Für einen 40-jährigen Laufeinsteiger doch ganz gut. Passte auch prima in die Midlife-Krise hinein, sich mit 40 Jahren dem ersten körperlichen Verfall zu stellen. Auch wenn ich als Schüler den Langstreckenlauf grotten-langweilig fand, habe ich nun in den Trainingseinheiten viel Freude, Erholung und Entspannung gefunden. Schnell wurde die nächste Distanz „Halbmarathon“ 9 Monate später beim Stadtlauf München in Angriff genommen. Meinen ersten HM habe ich in 6/2010 mit 1:58:12 gefinishet. In den Folgejahren folgten 18 weitere HM. Die HM-Bestzeiten habe ich kontinuierlich verbessert bis auf 1:43:15 in 2017. Auch dank eines Trainingsplanes, der mich durch das ganze Jahr durchführt und systematisch auf Wettkämpfe vorbereitet (Running.COACH), dem ich nun seit 2014 folge. Seitdem auch ohne Verletzungen. Im Winter 2017/2018 hatte ich parallel den Plan nach Peter Greif ausprobiert – nach 5 Monaten jedoch wegen totaler Erschöpfung wieder abgebrochen, er war für mich einfach zu anstrengend.

Marathon-Distanz – das Versprechen
In meinen HM-Wettkämpfen war ich wirklich froh, nach 21,1 km die Ziellinie überschritten zu haben. Die gleiche Distanz im Anschluss noch einmal zu laufen, erschien mir als völlig utopisch. Von Lauffreunden angesprochen, wann ich denn nun die Marathon-Distanz laufen würde, hatte ich geantwortet „Jetzt noch nicht. Mit kleinen Kindern ist mir der Trainingsaufwand mit den langen Läufen über 3 h und 30 km zu hoch. Mit 50 werde ich das machen“. Aus der Sicht eines Anfang 40-jährigen also auf die „lange Bank“ geschoben. Im November 2018 dann – 2 Monate vor meinem 50. Geburtstag – hatte ich mir überlegt „mit 50 Marathon?“ – gereizt hatte es mich schon immer. Vor der Distanz hatte ich jedoch gewaltigen Respekt. Mit der Zuversicht des „richtigen Trainingsplanes“ und der Vorfreude auf „leben deinen Traum“ besprach ich das „Projekt“ mit meiner Familie. Für mich war klar, dass es nicht München sein sollte und eine große Veranstaltung mit einer guten Atmosphäre auszuwählen ist. Unsere jüngste Tochter sollte uns auch begleiten, d.h. es muss in den Schulferien sein. Frühjahr wäre schon ganz gut – bei Krankheit hätte ich ggf. noch die Möglichkeit, im Herbst einen Marathon zu laufen. Also Listen durchschauen, welche Veranstaltungen in den bayerischen Osterferien liegen. Hamburg? Am Ende der Ferien – einen Tag später fängt die Schule wieder an. Das ist blöd. London findet am gleichen Tag statt. Ostern? Irgendwie gab es zu diesem Zeitpunkt keine geeigneten Läufe. Paris eine Woche vor Ostern?

Paris!
Paris! Soll ein toller Lauf sein, hatte ich von einem Freund gehört. Startplatz online gebucht am 03.11.2018. Kein Problem mit schon ausgebucht oder so. 109,00 EUR Gebühr. Na ja, in München kostet der Startplatz 5 Monate vor dem Termin 88,00 EUR – ist noch o.k.. Wie kommen wir dorthin und wo werden wir übernachten? Mit dem Auto 820 km an einem Tag zu fahren ist schon anstrengend. Unterwegs übernachten? Wir müssten am Freitagmittag gleich nach Schulschluss losfahren und rechtzeitig am Samstagnachmittag zur Abholung der Startnummer in Paris sein. Schon stressig. Fliegen? Bahn? Bahn! Von München nach Paris geht es sehr schnell. In Stuttgart einmal umsteigen und schwupp-die-wupp mit über 300 Sachen durch Frankreich rauschen. Ganz entspannt am Samstag um 8:00 Uhr unser Haus verlassen. Rein in die S-Bahn nach München – dort in den ICE nach Stuttgart – dort einmal umsteigen und um 14:05 Uhr in Paris Gare du Est. Preis 288,10 EUR für drei Personen Hin- und Zurück. Flieger wäre nicht günstiger und auch nicht viel schneller gewesen.
Die Option Hotel mit zwei Zimmern wäre für meine 12-jährige Tochter allein im Zimmer irgendwie blöd gewesen. So entschieden wir uns für eine kleine 3-Zimmer-Wohnung über Airbnb. Nicht billiger als ein Hotel, aber wir waren alle zusammen. Die Schlafzimmer alle zu einem ruhigen Hinterhof. Metrostation in Fußnähe und Bäcker gleich um die Ecke. Klingt doch perfekt – und so war es auch!

Fortsetzung folg - siehe Teil 2