Hansruedi Nyffenegger
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Post #12 of 399

Grüss dich

Eben: du hast möglicherweise zu viele Kohlenhydrate zu dir genommen. Der Körper kann pro Stunde nur ca. 60 g davon aufnehmen (du findest Werte von 40 bis 100 g im Netz, ich zweifle an den oberen Werten, resp. das werden nicht alle schaffen). 60 g sind nur rund 2 Gels. Pro dl Getränk kommen noch mal 7 g dazu. (je nach Produkt). Nimmst du nun innert 1 Stunde 2 Gels und spülst mit 2 x 2.5 dl Iso (oft eher noch mehr, v.a. wenn's heiss ist), dann hast du 95g Kohlehydrate - das ist vermutlich für die allermeisten zu viel. Erbrechen oder Durchfall dürften die Folgen im Extremfall sein.

Kommt dazu, dass die Gels zu konzentriert sind, als dass der Körper sie ohne Wasser aufnehmen kann. Pro Gel komme ich auf ca. 3 dl Wasser, welches du nehmen müsstest um es gut aufzunehmen. (Die meisten werden deutlich weniger trinken...) Nimmst du nur das Gel entzieht dir das zuerst mal 3 dl Wasser. Das ist ca. 0.5% Prozent deines Körpervolumens. Bei einem Marathon wirst du ca 2 l verlieren (2 bis 4 %, verträgt der Körper gerade so, wenn er es sich gewöhnt ist) - wenn die Bedingungen nicht allzu hart sind und obwohl du einigermassen regelmässig versuchst zu trinken. Wenn du eh schon viel Flüssigkeit verloren hast und du wirfst dir einen Gel und Iso rein, dann hast du plötzlich massiv zuwenig Flüssigkeit.

Wie schnell das Wohlbefinden dann runter geht hat zum Beispiel der Olympiaeinlauf von Gaby Andersen-Schiess 1984 gezeigt. Sie hat "nur" die letzte Verpflegungsstation verpasst.

Allgemein noch ein grundsätzlicher Gedanke. Die Industrie gaukelt uns zunehmend vor, dass  ohne Iso, Gels und Co ein Marathon nicht möglich sei. In der Folge hat sich jeder Halbmarathonläufer auch daran zu halten, ich habe schon welche auf 15 km Läufen gesehen, welche mit 4 Gels im Gürtel angetreten sind! Das Ganze ist ein riesiger Markt. Krafttraining mit tonnenweise Zusatzmittel, Regenerationsdrinks, Ironman Kapseln und Koffeinbooster, Proteine etc. etc. In Afrika haben sie tausende von Läufern, die uns in Grund und Boden rennen, ohne je etwas davon auch nur von weitem zu sehen. Die trainieren einfach...

Zuerst mal müsste man sich vermutlich einfach mal gesund ernähren. Dann laaaaange an der Grundlagenausdauer arbeiten, so dass der Körper v.a. Fett verbrennt - natürlich auf der Basis von Kohlehydraten, ganz ohne geht es nicht. Vermutlich würde fast jeder einen langsamen Halbmarathon schaffen, nur mit Wasser. Wer dann wirklich seine persönliche Grenze sprengen will, kann mit einem Gel etc. am Tag X vielleicht noch etwas rausholen, da der Körper etwas mehr Kohlehydrate hat die er verbrennen kann, bevor der Hammermann - oder das Ziel - kommt. Aber wer mit (zu)wenig Training unterwegs ist und das Gefühl hat, nur mit Gels&Co den Lauf überhaupt zu schaffen, der müsste ev. mal ein wenig umdenken. Passt aber in unsere Zeit.

Ich persönlich laufe meine Long Jogs von 2 bis 3 1/2 Stunden im Normalfall nüchtern (oder nehme mir vieleicht ein Stück Brot). Verpflegen tue ich mich normalerweise mit Wasser und nehme unterwegs einen Riegel mit, falls der Hungerast käme. So trainiere ich den Körper dararuf, v.a. Fett zu verbrennen.

Je mehr ich mich damit befasse, desto zurückhaltender werde ich bei der Gel-Frage. Ich habe meine ersten paar Halbmarathons mit Bananen und Wasser gut überstanden. Ausnahmen mache ich eigentlich nur bei Wettkämpfen wo es keine Bananen gibt. Da hier das Tempo höher ist und der Kohlehydrat-Speicher schneller leert, greife ich dann halt auf Energy zurück. Da setze ich aber nach meiner ersten Marathonerfahrung zukünftig eher auf Iso-Getränke, da mir die Gels zu konzentriert sind.

 

 

 

 

 

Tobias Müller
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Post #3 of 3

 

Lieber Sam, Hendry und Christophe

Vielen Dank für die ausführlichen Informationen und Erfahrungen.

Ja, mit Kombinieren meine ich jeweils das gleichzeitige Einnehmen von Gel mit Iso-/Kohlenhydrat-Getränk (anstelle Wasser).

Ich war mir aufgrund bisher eigener Erfahrungen nur nicht ganz sicher, ob es bezüglich den gleichzeitig zugeführten Kohlenhydraten mit Gel und mit Iso-/Kohlenhydrat-Getränk allenfalls negative Folgen gibt (d.h. zu schnell zu viel Kohlenhydrate auf 1x). Bei meinem vorletzten Longjog in Zermatt habe ich das erstmals relativ intensiv ausprobiert und mir wurde unerwarteter Weise ganz komisch. Auf einmal hatte ich solchen Durst, dass ich am liebsten einen Brunnen leergetrunken hätte. Da ich kein Wasser dabei hatte (nur Iso-Getränk) bin ich fast verzweifelt. Die Erlösung kam dann später  in einer Bergbeiz wo ich Wasser kaufen konnte.

Daraus schliesse ich für mich persönlich, dass das Gel am besten mit Wasser eingenommen wird bzw. Wasser in jedem Fall - ergänzend zu Iso-Getränken - getrunken werden sollte. Ich denke auch, dass beides möglich und sinnvoll ist, je nach verträglichkeit und vorliegender (individueller) Situation (eigenes Befinden, Dauer des Laufes, Temparatur usw.).

Weiterhin gute Läufe wünsche ich Euch...

Gruss Tobi

Tobias Müller
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Post #2 of 3

Lieber Hansruedi

Vielen Dank für die ausführlichen Informationen, welche mir bereits weiterhelfen.

Ich war mir aufgrund bisher eigener Erfahrungen nur nicht ganz sicher, ob es bezüglich den gleichzeitig zugeführten Kohlenhydraten mit Gel und mit Iso-/Kohlenhydrat-Getränk allenfalls negative Folgen gibt (d.h. zu schnell zu viel Kohlenhydrate auf 1x). Darauf folgend, ob allenfalls die Kombination Gel + Wasser ein Iso-/Kohlenhydrat-Getränk vollständig ersetzen könnte. Ich denke nun aber, dass beides möglich und sinnvoll ist, je nach verträglichkeit und vorliegender (individueller) Situation (eigenes Befinden, Dauer des Laufes, Temparatur usw.).

Weiterhin gute Läufe wünsche ich Dir....

Gruss Tobi

Christophe Glauser
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Post #29 of 36

Hallo zusammen

Meine Erfahrungen beim Marathon. Anfangs habe ich nur mit Wasser und Gels verpflegt. Pro Stunde benötigt man gem. Theorie ca. 60g Kohlenhydrate. Den Gel den ich nehme liefert mir pro Portion ca. 30g Kohlenhydrate. Deshalb nehme ich heute pro Stunde ein Gel und trinke zusätzlich noch ISO um annähernd auf die 60g zu kommen. Das Ganze wird beim Longjog wie beim Marathon so durchgezogen.  Ist evtl. auch noch nicht die beste Lösung für mich, aber man wird bei jedem absolvierten Marathon um eine Erfahrung reicher.

Theorie hin oder her. Jeder muss selbst herausfinden, was für sich das Beste ist. Am liebsten würde ich ja auf den ganzen chemischen Karsumpel verzichten, aber leider bin ich noch weit von dieser Lösung entfernt. Was ich mittlerweile weiss, ist dass ich Bananen nicht vertrage. Bringt auch nicht sehr viel, da es ja sowieso 2h dauert, bis eine Banane im Blut ist.

Gruss, Christophe

Hendry Ursin
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Post #22 of 42

also ich bin auch kein spezialist...aber ich denke gar nicht zuviel darüber nach...wenn ich auf einen longjog gehe, dann nehme ich einen trinkgurt mit zwei kleinen flaschen mit und einen gel. so nach einer stunde oder nach 1 1/2 stunden werf ich dann einen gel rein und spuele ihn mit dem sponser gertränk welches ich mitführe runter. bis jetzt gab dies noch nie probleme in bezug auf die verträglichkeit. ich glaub dass es keine rolle spielt ob du den gel mit wasser oder mit isotonischem getränk runterspuelst. einfach ausprobieren :-)

 

lg

 

Ursin

Sam Roth
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Post #10 of 71

Hallo Tobias

 

Was ich mich auch gerade frage: was heisst «kombinieren»? In welchem Sinne meinst du das? Also direkt beim Konsumieren vom Gel mit Isogetränk kombinieren oder einfach allgemein während eines Marathons Wasser, Iso und Gel zu sich nehmen?

 

Alles in allem wirst du aber sowieso nicht darum herum kommen, durch Ausprobieren herauszufinden, was und wie in welcher Kombination dir was am besten bekommt. Ich habe zum Beispiel einen Laufkumpel, der keine Gels nehmen kann bzw in jedem Fall direkt mit Wasser nachspülen muss. Bei mir selber ist das kein Ding, ich habe einen Gel für mich gefunden, mit dem ich keine Probleme habe und diesen auch einwerfen kann, wenn gerade noch kein Wasser da ist für die nächsten paar Minuten oder so. Ich nehme während einem Wettkampf (bisher erst bis Halbmarathon, Marathon folgt dann in drei Wochen meine Premiere) immer alles. Die Gels sind ja hauptsächlich dazu da, eine grössere Menge an Energie sehr kurzfristig zur Verfügung zu stellen. Isogetränke enthalten nebst den Kohlehydraten ja zum Bsp auch noch Salze, die wir unterwegs verlieren und die müssen unbeindgt auch ersetzt werden.

 

Eine Stunde vor dem Start bin ich fertig mit hydrieren. Zuvor viel Wasser, kurz vor erreichen dieser Stunde davor gibts noch eine Flasche Isogetränk. Wenige Minuten vor dem Start allenfalls noch ein Liquid. Während dem Rennen trinke ich an den Verpflegungsposten zunächst Wasser, ab dem zweiten oder dritten greife ich dann zum Iso. Gel halt einfach nach Bedarf, auf einem HM reicht mir eigentlich einer, beim Marathon werde ich wohl zwei oder drei nehmen (auf den Longruns bisher bin ich immer mit zwei ausgekommen). Ich bin eher flott unterwegs, gehöre also normalerweise nicht zu denen, die am Verpflegungsposten anhalten. ;-) Daher kann ich eigentlich gar nicht wirklich irgendwas kombinieren sondern nehme die Sachen so gesehen mehr nacheinander zu mir.

 

Weiterhin gute Vorbereitung!

 

Liebe Grüsse

Sam

Hansruedi Nyffenegger
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Post #11 of 399

Hi Tobias

Also ich bin nicht Spezialist - hoffe aber, dass ich das richtig hinbekomme. Die Frage ist, wie "kombinieren" gemeint ist. Du läufst zum Verpflegungposten, nimmst einen Gel, schnappst dir Wasser, runter damit und dann noch ein Iso-Getränk  ist von mir aus unproblematisch, wen man nicht gerade Diabetes hat. Höchstens die Frage, ob nicht nur das eine oder andere reichen würde.

Energy Gels mit hypo oder isotonischen Getränken runterspülen (ohne Wasser) kannst du schon, aber dann hast du viel Energie und wenig Wasser gebunkert, das kann einem im Extremfall sogar zusätzliche Flüssigkeit entziehen, weil der Körper den Zucker etc. nur aufnehmen kann, wenn Wasser und Nährstoffe im richtigen Verhältnis sind. Wichtiger ist eindeutig Wasser, wenn die dehydrierst, geht gar nichts mehr, wenn dein Kohlehydrat - Bunker leer ist, dann kommt "nur" der Hammermann (wobei der auch mit Gels und Co ziemlich sicher am Strassenrand steht).

Wenn es heiss ist und du ordentlich schwitzt, würde ich Gel mit Iso-Getränk runterspülen also eher nicht empfehlen. Genau so wenig wie ein Gel ohne Wasser (was abgesehen davon eher unangenehm ist...). Bei Hitze geht es darum möglichst gleichmässig zu trinken-

An sich ist ein Gel einfach das gleiche wie ein Energy - Drink - Pulver (OK, da wird die Industrie laut protestieren, Gels sind ja viiiiel besser, daher kosten sie auch eeeeeetwas mehr...). Es gibt Läufer, welche bei nicht allzu hohen Temperaturen Energy-Getränke höher dosieren, weil sie Gels nicht vertragen aber die Kalorien bruachen. Andere lösen die Gels in Wasser auf weil ihnen die Drinks nicht schmecken und kommen auf das Gleiche.

Die Gels sind einfach konzentriert, kann man in irgend einer Tasche "mitlaufen" lassen. Wasser findet sich ja fast immer irgendwo. Daher ist ein Gel halt bequemer als ein Bidon mit Isotonischem Getränk.

Für mich stellt sich höchsten die Frage, warum du Gel und Iso-Getränk kombinieren willst, was du dir davon versprichst?

Aber ich würde mich auch freuen, falls ja jemand noch mehr Infos hat - oder mich gar korrigieren würde. Das Problem ist, dass die Infos zu dme Thema im Allgemeinen von den Hersteller der Produkte kommen.

So oder so gibt es meiner Meinung nach nur eines: ausprobieren

 

Liebe Grüsse und gut Lauf

Tobias Müller
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Post #1 of 3

Hallo zusammen

Ich habe im Forum und in den Ernährungstipps von running.Coach bis jetzt noch keinen Hinweis auf folgende Frage (vor dem Hintergrund eines Marathons) gefunden:

Soll man entweder nur Energy-Gels (z.B. Sponsor Liquid Energy Plus) mit Wasser kombinieren resp. runter spülen und KEINE weiteren Energy-Wettkampfgetränke (hypotonische) nehmen? Oder kann man die Energy-Gels mit Wasser einnehmen UND ZUSÄTZLICH weitere iso-/hypotonische Getränke nehmen?

Ich wäre froh, wenn mir jemand hier Antworten liefern kann.

Herzlichen Dank! Tobias