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«Congratulations! Your application for an entry to the Bank of America Chicago Marathon has been selected»
Diese schöne Überraschung fand den Weg in meine Mailbox im Dezember 2021. Chicago würde also mein zweiter grosser Marathon im 2022 werden – im Frühling startete ich in Boston.
Boston war ein toller Lauf, aber aufgrund der Topologie der Strecke und des Windes verpasste ich mein Zeitziel doch recht deutlich. Also stieg ich direkt nach Boston ins Training für Chicago ein, und machte ausserdem zweimal pro Woche das «Marathon Legs» Kräftigungsprogramm von Greg McMillan.
Am Donnerstag flogen meine Frau und ich dann mit der Swiss nach Chicago – mit an Bord auch diverse Läufer, welche wir von anderen Majors bereits kannten. Als wir ankamen, wurden wir erst von starken Winden und Regen, danach von einer 2 Stunden Warteschlange vor der Zollkontrolle begrüsst. Eigentlich wäre noch ein kleines Footing angedacht gewesen, aber das Bett war dann doch zu verlockend.
Am Freitag gings dann zur Marathon Expo. Neben der Startnummer abholen wollte ich mir ein Erinnerungsshirt kaufen. Der offizielle Hersteller war diesmal Nike, aber auch andere waren mit Verkaufsständen vertreten. Ausserdem gabs sogenannte Pacetat’s, also «Tattoos» mit den Zwischenzeiten, welche man sich auf den Unterarm machen kann (einfach mal googeln, super Sache!)
Am Samstag machten wir ein Footing und besichtigten das Start und Zielgelände. Dann ausruhen, alles bereitlegen, Pastaparty und ab ins Bett.
Da der Start meiner Wave bereits um 07:30 Uhr erfolgen sollte, hiess es früh aufstehen. Ich frühstückte dieses Mal im Hotelzimmer (Frühstück in den USA sind ja eh so eine Sache) – ein paar von zuhause mitgebrachte Riegel, Porridge mit Wasser aus der Kaffeemaschine und Brot mit Philadelphia Käse. Danach ca. 15min Fussweg zum Start wo wir um 06:30 Uhr eintrafen.
Die Organisation des Startgeländes war perfekt – das Sicherheits Screening war ohne anstehen in 20 Sekunden erledigt, und so hiess es eigentlich nur noch warten und dabei versuchen, die ca. 5°C nicht durch die Kleidung kommen zu lassen. Ich trage jeweils einen alten Pulli und eine alte Trainingshose, welche ich vor dem Start wegwerfe (diese Kleidung wird eingesammelt und Obdachlosen zur Verfügung gestellt). Als dann die Sonne langsam aufging über der Stadt und dem wolkenlosen Himmel, war alles angerichtet – auf geht’s!
Dann gings los! Ich hatte mich, auch zum ersten Mal für ein gleichmässiges Pace entschieden und versuchte, so schnell wie möglich dieses laufen zu können. Angenehm kurz war die Phase des Überholens nach dem Start und die Strassen sehr breit, sodass ich bereits nach ca. 2 km rund und im Pace lief. Sehr überrascht war ich, dass zu diesem Zeit an einem Sonntagmorgen bereits so viele Zuschauer die Strecke säumten – wie in den USA üblich sehr laut und mit tollen Plakaten, Ballonen und ähnlichem.
Die Verpflegungsposten waren super organisiert. Auf beiden Seiten der Strasse, mit vielen Helfern, welche die Becher reichten und so lang, dass man ohne Gedränge sicher einen Becher erwischte. So liefen die Kilometer auf der absolut flachen Strecke nur so durch. Bei HM fühlte ich mich immer super, auch nach Kilometer 30 und den dritten Gel nichts zu spüren von Beinproblemen. Nach Meile 21 kam eine Strecke, wo einem die Läufer wieder entgegenkommen; diese sind dann bereits bei Meile 25. Beim Wendepunkt bei Meile 23 dann doch die ersten Ermüdungserscheinungen; da es jetzt aber nur noch gerade aus ging bis zum Ziel und die Zuschauer (wie den überwiegenden Teil der Strecke) Schulter an Schulter standen, versuchte ich diese erfolgreich wegzulächeln. Immer noch im geplanten Pace liess ich mich weiter rollen und versuche, auf dem letzten Kilometer nochmals etwas zu steigern. Gemein, dass der höchste Punkt des Marathons ca. 300m vor dem Ziel liegt; hier gilt es noch eine Strassen-Überführung zu meistern. Hier versteinerte des Lächeln wohl etwas, kam aber auf der recht kurzen Zielgeraden gleich wieder.
Schlussendlich konnte ich mit einer Zeit von knapp einer Minute unter meinem Traumziel und neuer PB die Ziellinie überqueren. A propos Ziellinie: Da stehen dann vielleicht 100 Helfer, welche nichts anderes machen als einem zu gratulieren – die Amis sind echt crazy! Aber auch im Ziel setzte sich fort, was ich die gesamte Veranstaltung bereits erleben konnte: Perfekte Organisation, Helfer überall, an alles gedacht.
Mit einem Apero und einem gemeinsamen Nachtessen endete dieser tolle Tag; mit etwas Sightseeing und Shopping verbrachten wir den Montag und flogen am Dienstag wieder nach Hause.
Fazit: Ein toller Lauf mit fantastischem Publikum; absolut flach und mit wenigen engen Kurven definitiv ein Ort, um an der PB zu arbeiten.