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Post #345 of 431 |
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Post #12 of 12 |
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Post #344 of 431 |
Hoi Rita - Danke!
Beide Varianten gehen. Ich habe nun in 4 Bewerbungen 3x Losglück gehabt, umgekehrt aber in London 2 x Pech. Ein Zugang via Veranstalter dürfte etwas teurer sein, aber ev. findest du ein Paket mit einem billigeren Hotel, als z.B. ein Schweizer Veranstalter anbietet. Oder alle anderen Varianten und wieder umgekehrt...
Du kannst dich aber (z.B. aktuell für Berlin) bewerben, wenn dann (ca. November?) die Absage erfolgt, kannst du immer noch nach einem Veranstalter schauen. Mein Kollege hatte Los-Pech, hat dann aber einen Veranstalter in Deutschland gefunden, der noch ein günstiges Paket hatte. Wenn dir ein Start 2024 extrem wichtig wäre, dann wäre es ev. sinnvoll sich schon möglichst früh bei einem Veranstalter zu melden - first come first served. Falls du dann Losglück hast, kann er den Wartelistenplatz anders vergeben.
Die zweite Frage: im 2019 habe ich verschlafen und stand eher kürzer im Startblock als an den meisten Läufen an denen ich schon teilgenommen habe. Lag auch daran, dass ich noch lange vor einem Toitoi anstand, weil ich nicht wusste, dass es unmittelbar neben dem Startblock noch viele Klos gibt.
Heuer waren es rund 20 Minuten warten am Start, also ca. 5 Toitoi - Gänge... Richtig einlaufen kann man übrigens schlecht, dafür sind es schlicht zu viele Leute. Ev. schon vom Hotel aus erledigen und versuchen in der U-Bahn und auf dem Weg an den Start etwas in Bewegung zu bleiben, etwas hüpfen und so. Oder eine Station früher aussteigen (z.B. Friedrichstrasse) und vor den Reichstag joggen. Der Punkt ist aber der: es ist von der nächsten U-Bahn an den eigentlichen Startort ca. 15-20 Minuten, da es neben dem eigentlichen Weg (ca. 1 km) auch noch Zugangs-Kontrolle und das eine oder andere Selfie gibt und in der Menge kommt man nicht so zügig voran. Vor dem eigentlichen Zugang zum abgesperrten Startblock wird noch einmal jede Nummer kontrolliert. Da kann es in den letzten Minuten etwas knapp werden, weil doch recht viele Leute das Prozedere unterschätzen und wer auf's Toitoi geht und wieder rein will, wird noch einmal kontrolliert...
Wenn du die Option Poncho (mein Tip) nimmst, dann sparst du zudem die Zeit für die Abgabe des Kleiderbeutels, ich weiss aber nicht, wie lange das konkret dauert, finde Poncho perfekt. Insgesamt ist der Zugang recht speditiv, obwohl da eine Kleinstadt an den Start geht, länger als 30 Minuten wirst du nicht warten, wenn du alleine anreist. Veranstalter reisen mit ihren Gruppen in der Regel früh an, da ja einige Teilnehmer sehr schnell laufen. Das heisst dann für langsamere Läufer entsprechend länger warten. Anfangs kann man problemlos auf dem Boden sitzen, eng wird es erst ca. 10 Minuten vorher.
Wünsche dir heute schon viel Spass - und berichte uns dann!
HR
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Post #11 of 12 |
Hallo Hansruedi
Herzliche Gratulation zu deinem Berlinmarathon :-))
Diesen habe ich in zwei Jahren auf dem Plan. Da nutze ich doch mal die Gunst , denn ich habe ein paar Fragen.
- Die Anmeldung erfolgt per Los ( ode man bucht über einen Reiseveranstalter, damit man einen Startplatz auf sicher hat ?)
- Wie lange vor dem Start muss man in seinem Block stehen?
Für eine gelegentliche Antwort danke ich dir.
Sportliche Grüsse
Rita
Total Running | 21'187 km |
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Post #343 of 431 |
Lieber Peter
Besten Dank für deine lieben Zeilen. Ja, ich gebe zu, für mich ist es auch etwas Verarbeitung, einen Laufbereicht zu schreiben und ein wenig stolz macht es mich auch. Schön, wenn es die einen oder anderen hier interessiert. Dass zu Berichten (resp. zum Lauf) auch gerade Krisen, Frust und Pannen gehören, wissen wir Läufer, das unterscheidet uns von den Sozialen Medien, wo immer alles wunderbar ist.
Dabei kommt es mir nicht drauf an, ob jemand 42,195 km, 100 km oder 10 km läuft. Wenn ich gesehen habe, wie sich in Berlin offensichtlich schwer beeinträchtigte Leute über die Strecke gekämpft haben, dann hat jede(r) LäuferIn jederzeit meinen Respekt. Und ich freue mich auch immer, wenn auch mal Berichte von kürzeren Läufen erscheinen - vielleicht macht es ja mal Lust dort zu starten.Und auch spannend sind Berichte, wo mehrere Leute den gleichen Lauf besucht haben. Wäre doch toll, wenn jemand von der Euphorie unter dem Brandenburger Tor schreiben könnte...
HR
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Post #1 of 1 |
Hallo Hansruedi
besten Dank für Deinen ausführlichen Rapport zum Berlin-Marathon. Ich gratuliere Dir zum Finish.
Deine Beschreibungen sind immer interessant und ich lese diese mit Vergnügen, auch wenn der Marathon für Dich nicht nur Vergnügen war.
Jetzt bin ich bald 64 Jahre alt und tue mir diese Erfahrung vernünftigerweise nicht mehr an. Mit 28 lief ich früher mal den Zürich Marathon. Das war ein gutes Erlebnis.
Heute trainiere ich zwar 4 mal pro Woche mit RC, aber nur um genug für die Gesundheit zu tun und gelegentlich an einem kürzeren Lauf teilzunehmen.
Dir wünsche ich, dass Du wieder gut regeneriert bist und Freude an weiterem Training beibehältst.
Herzliche Grüsse
Peter
Total Running | 21'187 km |
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Post #342 of 431 |
Das Gute, wenn man etwas zum dritten Mal macht, ist die Routine. Die ist auch beim Marathon ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Die Vorbereitung vom Berlin-Marathon war schon fast «wie immer», die Anreise nach Berlin analog zum Vorjahr, auch das Hotel und viele kleine Details waren identisch wie schon 2019 und 2021. Grosse Ausnahme, dass dieses Jahr auch mein Laufkumpel Peter mit von der Partie war. Für ihn war es der erste grosse Stadtmarathon, für mich eben schon fast etwas Routine.
Die Anreise war am Freitagabend, so dass wir am Samstag nach einer schlechten Pasta, einer erholsamen Nacht und einem ruhigen Frühstück schon vor dem Mittag nach Tempelhof hinausfahren und unsere Startnummern holen konnten.
Im Vergleich zum Seuchenjahr 2021 war die Messe ohne Tests und Maske zugängig und auch wieder deutlich mehr bevölkert. So dauerte es gut 2 Stunden, bis wir mit Nummern, Chip und T-Shirt ausgerüstet wieder Richtung Alex zogen, wo unser Hotel nur so von Turnschuhträgern wimmelte.
Hier machten wir ein kurzes Läufchen um den Block – Einlaufen, 4’ Marathontempo, 2’ HM, 1’ Tempo, Auslaufen und 3 Steigerungsläufe. Auch hier fielen uns Dutzende von Läufern auf, die das Gleiche im Sinn hatten. T-Shirts von Boston bis Tokyo.
Nach einer Dusche und einem Imbiss lenkten wir uns kulturell ab und assen mal wieder Pasta.
Am Marathon-Morgen gab es wie immer meinen Laufporridge, mit Regenerationsdrink und ein paar Beeren angereichert. Dann gemütlich vorbereiten, Toilette, Salbe hier und dort, anziehen, bevor es dann kurz nach 8.00 Richtung Start ging. Die U-Bahn-Station ist nur wenige Schritte vom Hotel entfernt und der mit SportlerInnnen überfüllte und nach Dul-X riechende Wagen leerte sich beim Bundesstag so eindeutig, dass keine Unklarheit aufkommen konnte, wie man zum Start gelangte. Ein kühler Morgen, zum Glück kaum Wind und abgesehen von ein paar vereinzelten Tropfen trocken. Später würde es sogar noch angenehm mild und sonnig werden, also bestes Laufwetter mit guter Laune-Garantie.
Wir machten das übliche Foto vor dem Bundestag, dann die Zugangskontrolle mit Armband und Startnummer bevor man auf gut signalisierten Wegen in den Startblock gelotst wurde. Auch hier erfolgt noch einmal eine Kontrolle, damit man nicht etwa auf die Idee kommt, ein paar Blöcke weiter vorne zu starten. Peter biegt ab, erst startet nach mir.
Wie immer besuchte ich im 5 Minuten – Takt die Toitois. Zum Glück gibt es da recht viele und diese auch unmittelbar neben dem Startblock. Eigentlich hatte ich noch einen Riegel essen wollen, aber den habe ich im Hotel vergessen. Halb so wild. Auf den Grossbildschirmen konnte man den Lauf der Spitze verfolgen. Tolles Gefühl, wie Kipchoge und Co vor uns flohen.
9.33 stand ich bereit, 9.34 musste ich ein weiteres Mal dem Ruf der Natur folgen, den alten Pullover entsorgen. Um 9.35 dröhnte das traditionelle «Sirius» von Alan Parson’s Project durch die Boxen, dann erfolgte der Startschuss. Zuerst musste man aber erst mal an die Startlinie gelangen – Tausende standen noch vor einem und unmittelbar vor dem Start wurde der Zugang verengt. Sobald man durch die Enge war, hatte man Platz und konnte flüssig über die Linie loslaufen.
Ich erreichte sofort eine angenehme Pace, dann ging es um die Siegessäule und als ich kontrollierte, hatte ich genau meine geplante Reisegeschwindigkeit.Rouine macht alles einfacher.
Die folgenden Kilometer führen an Hauptbahnhof, Schweizer Botschaft und Bundeskanzleramt vorbei. Die Berliner lieben den Marathon, Tausende stehen am Strassenrand und feuern – gemeinsam mit zahlreichen mitgereisten Angehörigen – die Laufenden an. Auffällig sind die vielen Dänen, sie geben alles! Zudem finden sich viele Musikgruppen, insbesondere Rhythmus-Gruppen treiben die Sportler voran.
Nach rund 10 km läuft man hinter dem Alexanderplatz durch den Osten der Stadt, bevor es dann Richtung Kreuzberg geht. Die Verpflegungsstände kommen regelässig und sind effizient organisiert.
Irgendwo dort wollte ich eine Banane schnappen. Vielleicht habe ich sie übersehen, aber ich fand keine. Da ich aber mit dem angebotenen Iso-Getränk in den Vorjahren gut über die Runden kam hielt ich mich halt an Getränke. Bei Kilometer 14 hatte ich wie geplant einen Vorsprung von rund anderthalb Minuten auf meine geplante Zielzeit. Allerdings geht es dann auf dme nächsten Abschnitt sanft aber mekrlich nach oben. Zudem werden ab Kilometer 20 die Strassen eine Spur schmaler. So fällt das Überholen schwer. Entsprechend verlor ich rund eine Minute von meinem Vorsprung wieder - eigentlich hatte ich sogar gehofft, hier noch etwa mehr herauszulaufen.
Vorbei ging es am Platz vom Wilden Eber – hier feuert eine Familie seit Jahrzehnten vom Balkon herunter die Laufenden an. Nicht zu überhören der Soundtrack ab der Disco-Anlage. Und dann waren da auch noch diverse Band – eine coverte «Entre dos tierras» - einer meiner Lieblingssongs. Das gab wieder viel Energie.
Der Lauf war immer noch angenehm, aber die Beine wurden nun langsam doch etwas schwerer. Bei rund Kilometer 28 feuerten mich meine Berliner Freunde zum ersten Mal an. Ich hatte riesige Freude, dass es auch dieses Jahr wieder klappte. Und als dann ein paar Minuten weiter eine Dudelsack-Formation an Weg stand, da kribbelte es unter der Kopfhaut – ich liebe Dudelsack – und ich fühlte mich gleich besser. Allerdings fand ich keine Bananen. Ich hatte damit gerechnet nach dem (vergessenen) Riegel vom Start etwa bei jedem zweiten Posten etwas zu essen. Das klappte nicht.
Und so kam es, dass ich bei Kilometer 35 in den Hungerast reinlief. Innert kürzester Zeit krampfte sich mein Magen zusammen und ich fühlte mich plötzlich schummrig. So ein Mist. Ich hatte zudem auf den letzten Kilometer immer etwas Zeit verloren. Wenn vor einem ein paar leicht langsamere Läufer unterwegs sind, dann passt man unbewusst sein Tempo an, da überholen Kraft braucht. Ich zwang mich weiter zu laufen. Nicht dran denken. Du kennst das, hast bei vielen Läufen mit dem Magen Probleme. Zwei Becher Isodrink. Geht so, aber löste den Knoten im Magen nicht wirklich. Komm, du hast schon andere harte Läufe gehabt. Du bist Läufer! Ich versuchte mein komplettes mentales Arsenal durch.
Kurz darauf fand ich einen Posten und schnappte mir ein Stück Banane. Ein Bissen und ich merkte, dass das eine mässige Idee war, die Frucht widerstrebte mir. Ich war schon in der Phase, wo ich nichts mehr reinbrachte.Leider nichts Neues.
Immerhin laufe ich plötzlich wieder eine Spur schneller und auf den breiten Strassen um den Potsdamer Platz mache ich noch ein paar Sekunden gut. Allerdings merke ich, dass die Kilometerschilder und meine Uhr grosse Abweichungen haben. Ich habe 43 km eingetragen, nicht zuletzt, weil man ja nie ganz die Ideallinie läuft. Aber die Kilometerschilder sind inzwischen mehr als 1 km hinter der von meiner Uhr gemessenen Distanz zurück. Offenbar hat die Uhr ein paar Umwege gemessen. Das sorgt dafür, dass meine gerechnete Durchschnittspace zu hoch ist, die zurückgelegte Strecke aber zu tief. Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass ich nach Uhr ein paar Meter weniger laufen müsste, das hätte mir ein wenig Extrazeit ins Ziel gerettet. Und nun war ich immer noch 1 km vor dem Ziel, mein Magen in offenem Aufruhr, im Kopf schwindelig und die Uhr sagte, dass ich hinter meinem zeitlichen Ziel herhinkte. Ich war komplett in der Krise, mental und physisch angeschlagen, frustriert.
Endlich geht es durch das Brandenburger Tor. Eigentlich ein Highlight der Strecke, aber mir ist übel. Kotzübel. Meine Uhr piepst, 43 km gelaufen. Nur noch gut 1 Minute Reserve um meine Bestzeit zu schlagen. Die letzten rund 300m sind hart, ich muss wirklich alles geben, keine Zeit für meine Übelkeit, ich rette mich ins Ziel und verbessere meine Bestzeit um 17 Sekunden. Ein Helfer erklärt mir, dass Kipchoge Weltrekord gelaufen sei. Ich würge. Sorry, lieber Volunteer. Aber der nimmt das gelassen ich bin auch längst nicht der erste.
Mit geleertem Magen geht es massiv besser. Ich lasse mir die Medaille umhängen, trinke Tee, hole einen Poncho und einen Verpflegungsbeutel ab. Chip zurückgeben, Medaille gravieren und dann bummle ich zufrieden hotelwärts.
Im Hotel dusche ich, treffe meine Berliner Freunde, kann endlich etwas essen… Peter treffe ich im Hotel an, er hat trotz Krämpfen seine Bestzeit um gut 12 Minuten verbessert.
Wir feiern mit einem (?) Bier, Massage, abends ein leckeres Essen. Überall in der Stadt schleppen Medaillen stolze Finisher hinter sich her. Dann ein langer erholsamer Schlaf, bevor es am nächsten Tag nach einem langen Frühstück und einem ruhigen Morgen heimwärts geht. Wie jedes Jahr.
Hansruedi